Ode an die Poesie

J. W. v. Goethe dankbar zugeeignet

Ein Schlapphut, der gut sitzt,
ein Füller, der nicht spritzt,
die Sauna, wo man schwitzt,

der Rosenkavalier,
ein Glas, randvoll mit Bier -
beziehungsweise vier,

der Feldberg, dieser Hohe,
ein Bad in Oldesloe
und Edgar Allan Poe,

die Liebe nachts im Grünen,
ein Grab voll lauter Hünen,
die Kraft der Hebebühnen,

der Apfel, der gereift,
das Glied, das sich versteift,
die Mume, die nicht keift,

die Flut der Dardanellen,
die Hagenbeck-Gazellen,
die Roller-Skates, die schnellen,

Bagheera, meine Katze,
Goldknopf am Hosenlatze,
das Haarteil für die Glatze,

ein Gratisschnaps des Wirts,
ein würziges Gewürz,
der Güterbahnhof Fürths,

ein frisch vermählter Pater,
ein Abo fürs Theater,
das Riesenrad im Prater,

ein Akku-Laubverbläser,
ein Beischlaf ohne Präser,
getönte Brillengläser.

Das sind doch schöne Dinge!
Warum ich sie besinge?
Deshalb (für Dichterlinge):

Es reimt sich alles hinten.
Da ist selbst für den Blinden
der Reim ganz leicht zu finden.

Aaaber:

Eine verbeulte Hose,
die Osteoporose,
besoff'ner Leichtmatrose,

ein Leibchen, das nicht paßt,
ein Spaß, nicht ganz, nur fast,
ein Erbe, schnell verpraßt,

Geburtstag über dreißig,
ein Schüler, der nicht fleißig,
ein Winter, kalt und eisig,

das Aufstehn in der Frühe,
salzige Maggi-Brühe,
der Arbeit Last und Mühe,

vergammelte Bananen,
die Wucht von Hurrikanen,
der Quatsch alles Veganen,

das Guinness, welches schal,
der RTL-Kanal,
ein krummes Lineal.

Das sind leider keine
schönen Dinge, deshalb
pfeif ich auf den Endreim
und das Metrum
und die Dreizeilerei.